Serielles und Multiples


Meine Bilder sind Variationen von Farben und Flächen. Für mich ist das Wesentliche der Malerei die Farbe! Alles andere führt zu kognitiver Ablenkung. In der alleinigen Thematisierung der Farbe ohne einen Gegenstandsbezug ist dem Maler wie dem Betrachter nur ein emotionaler Zugang zu dieser Form der Malerei möglich. Diese Form lädt den Betrachter zur sinnlichen Auseinandersetzung mit sich selbst ein. Sich Einlassen auf das Wenige, das Verweilen im Leben und Klang der Farbe ermöglicht die Entfaltung der Farbe als subjektive Erfahrung. Die Bilder wollen erschlossen sein. Der Weg, sich dem Bild kognitiv zu nähern, bleibt versperrt. Eine konsumtive Haltung gegenüber den Bilder ist ausgeschlossen; der Betrachter wird die Bildern sehen, aber nicht wahr-nehmen, was einige Betrachter beunruhigt, gar verstört.


Thematisch werden Grenzen, Grenzsetzungen, Entgrenzungen, Ab- und Begrenzungen, deren Rhythmus und Auflösung künstlerisch bearbeitet. Grenzen sind für mich vom Menschen wahr-genommene Grenzen. Für mich gibt es keine klaren Grenzen, sondern nur Variationen davon, die Stimmungen hervorrufen: Zustimmung, Bestimmung, Endstimmung, Verstimmung, angenehme und unangenehme Stimmungen.


Am ehesten sind die Bilder in den Bereich der gegenstandslosen Malerei einzuordnen, die auch als Radikale oder Analytische Malerei bezeichnet wird. Gemeinsam mit den Bildern von Barnett Newmann ist die Begrenzung in der Farbfläche im Gegensatz zu einem anderen bekannten Vertreter dieser Kunstrichtung, Günter Fruhtrunk, der detailgenauer und konstruierter arbeitet.


Die Wirkung der Bilder wird durch den Auftrag hochverdünnter Farbe in mehreren Farbschichten und die Komposition der Farben und Farbflächen erzielt. Ich setze Farbe ausschließlich als Ausdrucksmittel ein, eine Eigendynamik der Farbe ist nicht erwünscht. Die Überraschungen des Arrangements werden durch das Einfließen von Emotionen während des Malens hervorgerufen und nicht durch die Eigenwilligkeit der Farbe selbst.


Die Farbe besteht aus reinen Pigmentfarbmischungen und Bindemittel auf einem Farbgrund (Papier oder Leinwand). Unterschiede bestehen in der Auswahl der Farben selbst, im Farbauftrag, der Anzahl der Farbschichten und der Flächenaufteilung. Ich male an einem Bild oft bis zu einem halben Jahr, weil ich mich in den Malprozeß länger einlasse und dabei immer wieder neue Farbschichten auftrage. Für die weitere Bearbeitung des Bildes fertige ich häufig Skizzen an. Ausgangsmotive sind Teile von Landschaften, Häuserelemente, Farbkombinationen, Fotos, andere Bilder und Naturstudien.


Die Bilder sollen beim Betrachter eine emotionale Wirkung hervorrufen. Die Faszination der Farbe, deren Macht und Vielfalt in der künstlerischen Bearbeitung werden erfahrbar gemacht. Klarheit und Ruhe sowie deren Variationen sind sinnlich wahr-zunehmen.



Albertina Stadler